07. April 2022 | |
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Thema: | Kinderrechte |
Von: | Shadi Khan Saif |
Wie die Geschichte oft genug gezeigt hat, wird das afghanische Volk (oder jede andere Nation eigentlich) nicht akzeptieren, dass ihnen ein Regime aufgezwungen wird, welches das tägliche Leben der Bürger kontrolliert, anstatt sich zu bemühen, ihnen mit Gerechtigkeit zu dienen.
Momentan würden die Afghanen_innen normalerweise mit Freude den Frühlingsduft einatmen, der zu dieser Jahreszeit in der Luft liegt, insbesondere nach dem harten Winter. Diese Freude wurde jedoch jäh getrübt, als sie sahen, wie jungen Mädchen in schicken schwarz-weißen Schuluniformen von den Behörden unter Berufung auf die „Scharia“ der Zugang zu den Schulen verweigert wurde.
Die Mädchen sowie ihre Eltern und Lehrer_innen warteten tage-, wochen- und monatelang darauf, dass die Behörden des „Islamischen Emirats“ der Taliban ihre Politik der „Scharia-Konformität“ ein für allemal aufgeben würden, damit der Unterricht wieder aufgenommen werden kann.
Man muss an dieser Stelle bedenken, dass viele, ja die meisten Schulen in Afghanistan mit großzügigen Mitteln der internationalen Gemeinschaft gebaut wurden und dass diese auch versprochen hat, die Gehälter der Lehrer_innen und anderer Mitarbeiter_innen weiter zu zahlen. Die monatelangen „Überlegungen“ der Taliban, das Bildungssystem umzugestalten, um es „schariakonform“ zu machen, wirken daher wie eine undankbare Geste der Sturheit und des mangelnden Respekts gegenüber allen - insbesondere gegenüber den Afghanen.
Die Taliban-Behörden führen Regelungen für eine „Scharia-konforme Kleiderordnung“ für Mädchen als Grund dafür an, dass sie ihre Schulen im ganzen Land nicht wieder öffnen! Wie bizarr, wenn man bedenkt, dass die afghanischen Mädchen seit vielen Jahren ein langes schwarzes Hemd, eine Hose und einen weißen Schleier tragen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Bakhtar berichtete, das Bildungsministerium habe eine Erklärung herausgegeben, wonach alle Mädchenschulen (Sekundarschulen und Gymnasien) bis zur nächsten Anordnung des Ministeriums geschlossen bleiben. Nach monatelanger Schließung hieß es in der Erklärung, wenn die Schuluniform im Einklang mit dem afghanischen Recht, den Sitten und der Kultur gestaltet würden, dann könnten die entsprechenden Schulen den Unterricht gemäß der Anordnung der Führung des Islamischen Emirats wieder aufnehmen.
Diese engstirnige Herangehensweise an die Herrschaft über eine Nation, die so vielfältig und von Natur aus begabt ist, ist nur zum Scheitern verurteilt.