07. Mai 2023 | |
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Thema: | Frauenrechte |
Von: | Shadi Khan Saif |
Hamida Zahra Madadi erzählt FairPlanet, wie ihr klar wurde, dass ihre Arbeit, die Konfrontation mit den Taliban, unter dem neuen Regime ihr das Leben kosten könnte und warum ihr nur die Flucht blieb: „Die Taliban griffen unser Büro mehrfach an, bedrohten und schüchterten uns alle ein, damit wir nicht über die Frauen berichten, die für ihr Recht auf Arbeit und Studium protestierten“, erinnert sich Madadi, „Ich spürte, dass mein Leben in Gefahr ist und ich fliehen musste.“
Madadi bezieht sich auf die Proteste nach der Abschaffung des Frauenministeriums durch die Taliban und das verhängte Verbot für Frauen, an Universitäten zu studieren und zu arbeiten, neben anderen Einschränkungen.
Madadi, die jetzt im benachbarten Pakistan im Exil lebt und auf einen sicheren Ort hofft, ist frustriert über die mangelnde Unterstützung für afghanische Journalistinnen in Afghanistan und im weltweiten Exil. „Wir werden von der Welt einfach vergessen“, sagt sie.
Das einst so lebendige und unabhängige afghanische Pressekorps ist seit dem Putsch drastisch geschrumpft. Es gibt nur noch eine Handvoll privater Medien, denen es immer schwerer fällt, inmitten der Terrorherrschaft der Taliban zu überleben. Diese Medien greifen auf Selbstzensur zurück und sehen sich Einschüchterungstaktiken seitens des von den Taliban geführten Staates ausgesetzt, wodurch es für sie noch schwieriger geworden ist, wahrheitsgemäß zu berichten und die Öffentlichkeit zu informieren.
Nach Schätzungen von NAI, der afghanischen Organisation für Pressefreiheit, haben seit der Machtübernahme der Taliban in Kabul sage und schreibe 95 Prozent der Journalist:innen ihren Beruf aufgegeben oder sind aus dem Land geflohen. Vor der Machtübernahme durch die Taliban gab es in ganz Afghanistan über 2.000 aktive Journalist:innen. Jetzt können jedoch nur noch wenige von ihnen unter dem repressiven Regime ihre Arbeit fortsetzen, vor allem in der Hauptstadt Kabul.
In den Provinzen, in denen die Mehrheit der Bevölkerung wohnt, dürfen kaum Frauen in den Medien arbeiten. Das hat erhebliche Auswirkungen auf die Vielfalt und Qualität der Berichterstattung, da die Stimmen und Perspektiven von Frauen in der Berichterstattung weitgehend fehlen.
Wie Madadi erläutert, bedeuten diese Beschränkungen weit mehr, als Frauen ihrer Karriere zu berauben; sie stehen für eine systematische, unmenschliche geschlechtsspezifische Diskriminierung, die darauf abzielt, alle Frauen im Land zum Schweigen zu bringen. „Reporterinnen waren die Stimme aller Frauen und Mädchen, insbesondere in den abgelegenen ländlichen Gebieten. In den letzten Jahren hat dieser konsequente Kampf zu einem größeren Bewusstsein und einer Verbesserung ihres sozialen Lebens und ihrer Gesundheit geführt“, berichtet Madadi. „Aber das ist jetzt alles vorbei.“
Obwohl sie im Exil leben, sind junge afghanische Journalistinnen wie Madadi fest entschlossen, den Frauen und Mädchen in ihrem vom Krieg gezeichneten Land eine Stimme zu geben. Sie sind entschlossen, ihre journalistischen Bemühungen mit derselben Vitalität und Leidenschaft fortzusetzen, wie sie es immer getan haben, vorausgesetzt, sie erhalten eine Plattform und Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft.